Ich wundere mich über Menschen, die am Menschen wenig Gutes finden. Von Natur aus sei er zum Bösen geneigt, so ihre bitterernste Herzensüberzeugung. Überraschend häufig ist dieses unerfreuliche Menschenbild unter Klima- und Naturschützern zu finden, wie mir scheint. In ihrem Denkmilieu ist der Mensch der Natur feindlich gesonnen. Er ist der Zerstörer der Erde und daher böse. Die Natur hingegen steht für das Gute und Erhabene, für das Schöne und Bemitleidenswerte. Sie ist Opfer menschlicher Schandtaten und muss vor dem Menschen geschützt werden.
Mit Vergnügen ließe sich darüber plaudern, ob ein Vulkanausbruch, ein Kometeneinschlag oder ein tödliches Virus,- zweifellos Ereignisse natürlicher Art – nicht Schandtaten der Natur am Menschen sind und ob die Bedrohung des Menschen durch die Natur nicht größer ist als umgekehrt. Auch ist die Trennung zwischen Natur und Mensch keineswegs eine alternativlose Idee, selbst wenn sie in unserem westlichen Kulturkreis als solche gilt. Der Mensch könnte auch Natur sein und die Natur Mensch. Das wäre ganzheitlich gedacht jenseits von Subjekt und Objekt. Aber so muss man nicht denken. Warum ich mich wundere über Menschen, die am Menschen wenig Gutes finden? Nun ja, ich frage mich, wie man sich selbst noch lieben kann als Mensch. Selbstbestrafung oder gar Selbstzerstörung wäre konsequent – der Natur zuliebe.
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