Bin 60 geworden. Bin gerne älter. Mit der Vielzahl der Jahre scheint mir Leben deutlicher zu werden. Konturen bilden sich heraus, wenn auch unscharf. Linien werden erkennbar, wenn auch blass. Lebensabschnitte könnte es geben, Übergänge vom einen zum anderen. Manches, was zum Ende gekommen ist, bietet sich an als erfüllte Zeit. Ich war Kind, Jugendlicher, meinen Platz Suchender in Arbeit und Beziehung, gereifter Erwachsener und nun ein älterer Mensch. Es gibt ein Werden, dem ich mich nicht entziehen kann. Mit mir geschieht. Kind konnte ich nicht bleiben. Etwas lässt mich in Neues werden. Von vielem musste ich lassen, Beruf, Beziehung, Heimat, musste es ablegen wie Kleidung, die nicht mehr passt, weil ich gewachsen bin. Die Enge war längst zu spüren. Es zwickte am Körper, konnte mich schwer noch bewegen. Des Abschieds leichten Moment habe ich oft verpasst. Leid drängt mehr als Freude. Angst lässt lange leiden. Keine Frage, es war meine Entscheidung gegen den leichten Moment. Ich will mein Leben, wie es ist. Doch da will etwas mehr womöglich und mir fehlen die Worte für das etwas und das mehr. Ich könnte es schweigend lieben ganz für mich. Warum nicht. Ich bin frei, auch im Leid und habe Lust auf Neues.
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